Darstellendes Spiel

Darstellendes Spiel und die erste Abiturprüfung

Seit dem Schuljahr 2004/05 wird an rheinland-pfälzischen Schulen das Fach „Darstellendes Spiel“ (DS) in der Mainzer Studienstufe (MSS) als künstlerisches Wahlpflichtfach neben den Fächern „Bildende Kunst“ und „Musik“ im Grundkursbereich angeboten und unterrichtet. Das Immanuel-Kant-Gymnasium gehörte zu den ersten Schulen im Lande, in denen das Fach unterrichtet wurde. Während in den ersten beiden Jahren noch eine Probephase lief, erhielt „Darstellendes Spiel“ im Schuljahr 2006/07 offiziellen Charakter und der Fachlehrer musste sich langsam Gedanken um die Gestaltung der ersten mündlichen Abiturprüfung machen. Da er der Lehrplankommission für das Fach angehörte und als Vorsitzender der „Landesarbeitsgemeinschaft für das Darstellende Spiel in Schulen in Rheinland-Pfalz e. V.“ auch mit dem Team, das die „Einheitlichen Prüfungsanforderungen für das Abitur“ (EPA) entwickelte, regelmäßig zusammenarbeitete, war die Erarbeitung der Prüfungsthemen nicht allzu problematisch.

Der bedeutsame Unterschied zwischen einer Prüfung in den nichtkünstlerischen Fächern und eben DS besteht darin, dass sich die Prüfung aus einem theoretischen Teil, wie in den anderen Fächern auch, und einem praktischen Teil zusammensetzt. Hierbei sind Gruppenprüfungen äußerst sinnvoll.  Wie in jedem anderen Fach auch, dürfen sich die Arbeitsaufträge nicht nur auf einen Themenschwerpunkt beziehen. Außerdem muss Stoff aus den Halbjahreskursen 11/2 – 12/2 bearbeitet werden.

Zu der mündlichen Prüfung hatten sich fünf Prüflinge angemeldet. Sehr schnell stand fest, dass mit zwei Gruppenprüfungen sinnvoll gearbeitet werden konnte.

Unterrichtsschwerpunkte in der 13. Jahrgangsstufe waren die Behandlung verschiedener Theatertheorien des 20. Jahrhunderts. Als praktischer Arbeitsschwerpunkt sollte „Woyzeck“ von Georg Büchner inszeniert werden.

In dem recht großen Kurs beschäftigte sich jeder Schüler schwerpunktmäßig mit einer Theatertheorie, die als PowerPoint-Präsentation dem Kurs so vorgestellt werden musste, dass jeder über die wesentlichen Aspekte der Theorie informiert war. Hierzu diente auch ein Handout, das die jeweiligen Grundlagen verdeutlichte. Die theoretische Arbeit lief jeweils in der Einzelstunde ab. In der Doppelstunde erarbeitete der Kurs „Woyzeck“, wobei jeder für die Inszenierung einer Szene verantwortlich war, also in der Rolle des Regisseurs auch die andere Seite einer Inszenierung kennen lernte.

Am Ende der 13. Jahrgangsstufe verfügten auf diese Weise alle Kursteilnehmer über ein entsprechendes Wissen bezüglich der moderneren Theatertheorien und über ein Inszenierungskonzept des Woyzeck“ mit entsprechender Schwerpunktsetzung.

Die mündliche Abiturprüfung sah nun folgendermaßen aus (dargestellt an der Gruppe mit drei Personen):

Die Arbeitsaufträge zum praktischen Teil an alle drei Probanden lauteten:

1.Erarbeite mit deinen beiden Mitspielern ein einfaches Inszenierungskonzept des „Woyzeck“ und inszeniert gemeinsam hierzu passend die Szene „Stadt“.

Selbstverständlich hatte keiner die Szene „Stadt“ als Schwerpunkt während der inszenatorischen Arbeit zugeteilt bekommen, diese Szene war zwar bekannt, aber nicht selbst bearbeitet!
2. Erläutere, wie sich die Inszenierung dieser Szene verändert, wenn du das „Theater der Grausamkeit“ Antonin Artauds/ das „Überdrama“ Iwan Golls/ das „Postdramatische Theater“ Robert Wilsons zu Grunde legst. Die vorher erarbeitete Intention eures gemeinsamen Konzepts darf nicht verändert werden! Verdeutliche die wesentlichen Veränderungen der theatralen Zeichen mit Hilfe der dir bekannten Techniken.

Hier mussten nun die Probanden nachweisen, dass sie die jeweilige Theorie beherrschten und entsprechend als inszenatorischen Schwerpunkt auf die Szene anwenden konnten. Auch dieser Auftrag konnte nur von der Gruppe gemeinsam erarbeitet werden.  Die Prüfung des theoretischen Teils beschäftigte sich nun mit unterschiedlichen Schwerpunkten, die im Kurshalbjahr 12/2 behandelt wurden.

Doch mittlerweile sind die Prüfungen im Fach „Darstellendes Spiel“ zur Gewohnheit am „Kant“ geworden.

Der Schwerpunkt „musisch-künstlerische Kreativität“ hat sich neben dem Schwerpunkt „Alte Sprachen“ zu einem wichtigen Markenzeichen unserer Schule entwickelt.

A. Ropers