Auf den Spuren jüdischen Lebens – von Pirmasens nach Natzweiler und Straßburg
In der Woche vom 03.07. bis 07.07.23 fanden in Kooperation mit dem Stadtarchiv in Pirmasens täglich Führungen und Workshops für die Schüler*innen der Jahrgangsstufen 9 und 10 des Immanuel-Kant-Gymnasiums zum Thema „Jüdisches Leben in Pirmasens“ statt. Die Exkursionen begannen stets mit einem thematischen Stadtrundgang ausgehend vom Stelendenkmal am Hauptbahnhof: Die Klassen (begleitet von ihren Geschichts- und Religionslehrer*innen Frau Hallauer, Frau Sieber, Frau Singer und Herr Vehling) wurden von der ehrenamtlichen Gästeführerin und ehemaligen Elternsprecherin des IKGP, Ute Jaquet-Wagner, zu sechs der insgesamt 40 Stationen auf der Route durch das „jüdische Pirmasens“ geführt. So erhielten die Schüler*innen exemplarisch einen Einblick in das vergangene jüdische Leben der Stadt und die Schicksale der Bewohner. Als besonders eindrucksvoll empfanden die Schüler*innen hierbei die Verkettung von günstigen/ungünstigen Umständen, die das Leben positiv wie negativ beeinflussen konnten, und die Verbindung zwischen einzelnen Lebenswegen und Schicksalen.
Nach diesem Überblick wurden die Inhalte abhängig von dem Kenntnisstand der Jahrgangsstufe und der Zielsetzung der Veranstaltung im Ratssaal des Neuen Rathauses weiter vertieft: So arbeiteten die 10. Klassen Tag mit Peter Felber und Ute Jaquet-Wagner zum Thema Deportation nach Gurs. Die text- und bildgebundene Aufarbeitung des Lagerlebens dient hierbei auch als Vorbereitung für die Exkursion der Klassen zur Gedenkstätte Natzweiler-Struthof am 11.07.23. So entstanden fiktive Briefe mittels derer sich die Schüler*innen vertiefend mit der Geschichte der Deportierten auseinandersetzen (diese werden künftig in Auszügen auf der Website des Stadtarchivs veröffentlicht werden).
Unsere 9. Klassen lernten hingegen zunächst die Sütterlinschrift kennen und lesen, um daran anknüpfend in einer Quellenarbeit zum Leben ehemaliger jüdischer Schüler*innen zu recherchieren.
Ein herzliches Dankschön an das Stadtarchiv Pirmasens für die fachkundige Aufbereitung und die schülernahe Gestaltung der Workshops! Die Veranstaltungen waren ein Gewinn für die Schüler*innen, die Kenntnisse aus dem Unterricht konnten so erweitert undvertieft werden.


Aufbauend zur Auseinandersetzung mit jüdischen Schicksalen vor Ort erfolgte am 11.07.23 der Besuch der Gedenkstätte in Natzweiler-Struthof, an der die 10. Jahrgangsstufe sowie der Leistungskurs Geschichte (MSS 12) teilnahmen. Vor Ort besuchten die Schüler*innen gemeinsam mit einer Lehrkraft die verschiedenen Stationen des ehemaligen Lagers, durch verlesene Auszüge von Berichten des ehemaligen Häftlings Berthold Barkels wurde hierbei einem Opfer exemplarisch eine Stimme gegeben. Dies machte die Geschichte für die Schüler*innen realer und greifbarer, was Viele die Schrecken des Nationalsozialismus in ihrer ganzen Tragweite begreifen lies.
Die Arbeit am außerschulischen Lernort trägt somit zum Geschichts- aber auch Demokratieverständnis der Schüler*innen bei.
Am zweiten Exkursionstag (12.07.23) besuchten die Lerngruppen die Stadt Straßburg: Dort bot zunächst ein geschichtlicher Überblick auf einer Bootsfahrt die Möglichkeit die Stadt im Wandel der Zeit kennenzulernen. Hierbei stand besonders die NS-Zeit im Fokus, sodass sich Verknüpfungen zum ersten Exkursionstag ergaben. Zudem war es das Ziel durch den Besuch der Synagoge einerseits die Vergangenheit aus jüdischer Perspektive aufzuarbeiten, vor allem aber aktuelles jüdisches Leben kennenzulernen. So hatten die Schüler*innen die Möglichkeit, die Friedenssynagoge mit einem jüdischen Gemeindemitglied zu besuchen und anknüpfend an die Beschäftigung im Religions-/Ethikunterricht Fragen zur Religionsausübung zu stellen.
Ein großes Dankeschön geht in diesem Zusammenhang an Karola Streppel (Arbeitskreis „Geschichte der Juden in Pirmasens“), die diesen Besuch durch ihre persönlichen Kontakte ermöglichte.
L. Hallauer und S. Sieber

